DER SHETLAND SHEEPDOG
"SHELTIE"

mit freundlicher Genehmigung © by Annette Klug

 

Der Shetland Sheepdog stammt, wie der Name schon sagt, von den Shetland-Inseln. Diese britische, etwa 200 km nordöstlich vom schottischen Festland gelegene Inselgruppe besteht aus über 100 Inseln, von denen 18 bewohnt sind. Diese zeichnen sich aus durch ein mildes und feuchtes, jedoch stürmisches Klima sowie durch eine wilde Landschaft mit tief eingeschnittenen Meerestälern und steilen Hügeln.
 


Toons


Toons

 

Irland, Großbritannien und die Shetland-Inseln

 

Die durch Dokumente belegbare Geschichte der Shetland-Inseln beginnt mit der Eroberung und Besiedlung durch die Normannen im 9. Jahrhundert. Diese seefahrenden Wikinger brachten ihre Gesetze, Bräuche und Tiere (darunter Rinder, Ponies, Schafe und Hunde) mit auf die Inseln und lebten dort als Fischer und Farmer. Viele ihrer Bräuche und Traditionen haben bis heute überlebt. Selbst die Bezeichnung "Sheltie" hat ihren Ursprung in der Wikinger-Herrschaft: Der Ausdruck ist keineswegs als Abkürzung des Begriffes "Shetland Sheepdog" zu verstehen, sondern geht zurück auf den Begriff "Hjalti", mit dem die Wikinger die Bewohner der Shetland-Inseln bezeichneten. Aus diesem altnorwegischen "Hjalti" hat sich vermutlich das heutige "Sheltie" entwickelt. Über 400 Jahre lang herrschten die Wikinger über die Shetlands, bis die Inseln im 15. Jahrhundert von der schottischen Krone annektiert wurden.

Die Siedler, die sich auf den Shetland-Inseln niedergelassen hatten, waren dieselben, die auch die Faröer-Inseln, Grönland und Island besiedelten. Sie stammten also vorwiegend aus den nordischen Ländern, von woher sie ihre Hunde mitbrachten, die sie zur Ausübung ihres Berufs (des sog. "croftings") benötigten. Diese Art der Viehhaltung war auf den Shetland-Inseln die einzige Form der landwirtschaftlichen Nutzung: Dabei ließen die "crofters", die Bauern der Shetlands, ihre Rinder, Schafe und Ponies auf gemeinsam genutzten Weideflächen grasen, während sie selbst nur über wenig eigene landwirtschaftliche Flächen verfügten. Dabei handelte es sich um die sog. "Toons", winzige Pachtgrundstücke, die nur wenig Ackerland boten. Diese Siedlungen wurden gegen die Tierherden, die auf den umliegenden Hügeln grasten und sich dort weitgehend selbst überlassen blieben, durch Steinwälle geschützt. Die Aufgabe der Hunde - "Toonie Dogs" genannt - war es, die kleinen Herden auf die gemeinsamen Weideflächen zu treiben und sie von den Höfen der Menschen fernzuhalten. Ihre Funktion war dabei sowohl die von Hüte- als auch die von Hofhunden.

Den Bauern der Shetland-Inseln kam es damals ausschließlich auf die Arbeitsqualitäten der Hunde an - ein gleichmäßiges Aussehen spielte für sie keine Rolle. So kam es, dass sich die "Toonie Dogs" zu robusten und ausdauernden, zuverlässigen und sehr wachsamen Hunden entwickelten, die den rauen Witterungsbedingungen der Inseln gewachsen waren und ein einnehmendes Wesen hatten, in Erscheinungsbild und Größe jedoch stark variierten.

Die weitere Entwicklung der Rasse stand in engem Zusammenhang mit der Seefahrt: Oft landeten schottische, niederländische oder skandinavische Fischer auf den Inseln, die gelegentlich auch ihre eigenen Hunde mit an Bord hatten. So kam es zu zufälligen oder auch planmäßigen züchterischen Veränderungen des "Toonie Dogs", indem er mit anderen Rassen gekreuzt wurde. Als sicher gilt, dass es sich hierbei um Spitze sowie den King Charles Spaniel handelte. Um das Hüteverhalten der Rasse zu erhalten und zu verfeinern, begann man außerdem Collies einzuzüchten, was sich bis heute durch die große Ähnlichkeit zu dieser Rasse sowie durch Shelties in Übergröße bemerkbar macht.

 

Sie haben bei der Entstehung des Shelties "mitgemischt" - von links nach rechts: Spitz, King Charles Spaniel, Collie, Islandspitz

 

Viele der Besucher nahmen nach ihrem Aufenthalt auf den Shetland-Inseln die Hunde mit nach Hause, wodurch sich die Rasse langsam auf dem schottischen Festland zu verbreiten begann. Auch hier hatte man zunehmend Erfolg mit der Änderung des Rassebildes. Das älteste Zeugnis des eigentlichen Shetland Sheepdogs stammt aus dem Jahr 1840: Es handelt sich um einen Stich der Stadt Lerwick, der Hauptstadt der Shetland-Inseln. Darauf ist im Hintergrund ein Shetland-Pony zu sehen, im Vordergrund ein collieartiger Hund.

Nachdem sich die Rasse halbwegs gefestigt hatte, tauchten die ersten Shelties auf Landwirtschaftsschauen in Shetland auf. Bei Hundeausstellungen des britischen Festlandes wurden die ersten Shelties ab 1905 gezeigt, jedoch anfangs unter dem Namen "Collie" geführt. Als sich die Rasse schnell einer zunehmenden Beliebtheit erfreute, wurde im Jahr 1908 der erste "Shetland Collie Club" gegründet. Ein Jahr später wurden die Hunde vom "Kennel Club" des Festlandes erstmals als "Shetland Sheepdogs" verzeichnet. Die Anerkennung als eigenständige Rasse erfolgte aber erst um 1913. Der Erste Weltkrieg ab 1914 sowie die Nachkriegsjahre bewirkten ein fast völliges Erlahmen der züchterischen Tätigkeit. Erst danach begann eine Aufwärtsentwicklung der Rasse, die durch den Zweiten Weltkrieg zwar gebremst, aber nicht verhindert werden konnte.

 

Während der Sheltie in England inzwischen so verbreitet ist wie bei uns der Dackel oder Pudel, war die Rasse in den deutschsprachigen Ländern lange Zeit fast unbekannt. Die ersten Zuchttiere kamen 1935 nach Schlesien, Baronin von Richthofen-Schweidnitz war die erste deutsche Züchterin dieser Rasse. Von 1935 bis 1941 wurden nur 415 Shelties eingetragen. Mittlerweile findet die Rasse jedoch einen ständig wachsenden Liebhaberkreis und hat sich die jährliche Welpenzahl bei etwa 600 eingependelt. Der Sheltie wird vom Club für
Britische Hütehunde e.V. betreut.


Die Heimat des Shelties: Die Shetland-Inseln

Wesen des Shelties

Selbstverständlich muss jeder Sheltie für sich betrachtet und als Tier mit ganz individuellen Eigenschaften, Wesenszügen und Verhaltensweisen gesehen werden. Dennoch haben sich im Laufe jahrhundertelanger Zucht und Selektion Wesensmerkmale herausgebildet, die als typisch für die Rasse des Shetland Sheepdogs bezeichnet werden können, deren Fehlen unter Umständen sogar als Verstoß gegen den Rassestandard gewertet wird.
In der rassespezifischen Literatur werden Shelties stets als intelligente und muntere Hunde beschrieben, denen ein freundliches und liebenswürdiges Wesen eigen ist.Ihre raschen geistigen Reaktionen sowie ihre gute Auffassungsgabe machen sie zu Hunden, die schnell und gerne lernen und deswegen als leicht erziehbar gelten.

Zu den Vorzügen für eine problemlose Erziehung zählt außerdem ihre Neigung, dem Besitzer alles recht zu machen. Sie vertragen es nur schlecht, wenn er verärgert ist, weshalb sie gerne gehorchen und sich als außerordentlich unterordnungsfreudig erweisen. Im Vergleich zu eigenwilligeren Hunderassen sind die meisten Shelties völlig frei von dem Wunsch, ihren Besitzer herauszufordern oder ihm gar zu trotzen.


Stattdessen schließen sie sich ihrem Besitzer und dessen Familie sehr eng an, folgen ihm auf Schritt und Tritt und zeigen ihm gegenüber eine große Anhänglichkeit, Treue und Liebe. Mit bewundernswerter Aufmerksamkeit registrieren sie seine Stimmungen. Sie deuten die Launen und Haltungen der mit ihnen lebenden Menschen oft richtig und verhalten sich danach.

 

Wächst ein Sheltie mit Kindern auf oder erlebt er sie positiv in seiner Sozialisierungsphase, so ist er sanft und geduldig im Umgang mit ihnen. Er sieht sein "Rudel" gerne beisammen, und es kann vorkommen, dass er versucht, die Familie wie seine eigene kleine Herde zusammenzutreiben.

Fremden gegenüber verhalten sich Shelties hingegen eher zurückhaltend und begegnen ihnen etwas reserviert, was jedoch nicht mit Ängstlichkeit verwechselt werden darf. Stattdessen muss diese Eigenschaft als Erbe der Hütehundvergangenheit gesehen werden, wo es galt, Viehdiebe und Raubtiere von der Herde fernzuhalten. Dieser Schutztrieb des Shelties sowie seine schnellen Reaktionen machen ihn außerdem zu einem aufmerksamen und wachsamen Beschützer seines Zuhauses.

 

Zu seiner Eigenschaft als Hütehund gehört darüberhinaus ein nur wenig ausgeprägter Jagdinstinkt. Anderen Tieren gegenüber zeigen sich Shelties in der Regel nicht aggressiv oder gar jagdpassioniert, sondern verhalten sich eher vorsichtig im Umgang mit ihnen. Sie können daher meist problemlos in einer Gemeinschaft mit anderen Haustieren leben, auch andere Hunde werden toleriert. Besonders gesellig ist der Sheltie mit Hunden seiner eigenen Rasse.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass es sich beim Shetland Sheepdog um eine sehr temperamentvolle und körperlich aktive Hunderasse handelt, die Bewegung liebt und für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden dringend braucht. Gerade durch diese Bewegungsfreude - sowie durch die große Gelehrigkeit dieser Hunde - eignen sie sich hervorragend für den Hundesport wie Agility und Obedience.

Farbschläge des Shelties

Zobelfarben:
Reinfarben oder in Schattierungen von hellem Gold bis zum satten Mahagoni, wobei die Schattierung kräftig getönt sein soll. Wolfsfarbe und Grau sind unerwünscht.

 

Tricolour:
Tiefschwarz am Körper, vorzugsweise mit satten lohfarbenen Abzeichen.

 

Blue-Merle:
Klares silbriges Blau, mit schwarzer Sprenkelung und Marmorierung. Satte lohfarbene Abzeichen werden bevorzugt, ihr Fehlen wird nicht bestraft. Große schwarze Flächen, schiefergrauer oder rostfarbener Anflug, sowohl im Deckhaar wie auch in der Unterwolle, sind höchst unerwünscht. Der Gesamteindruck muss von Blau geprägt sein.

 

Schwarz-Weiß und Schwarz mit Loh:
sind ebenfalls anerkannte Farben.
Weiße Abzeichen dürfen (außer bei Schwarz mit Loh) als Blesse, am Halskragen, an der Brust, an den Läufen und an der Spitze der Rute vorhanden sein. Das Vorhandensein all dieser oder einiger dieser weißen Abzeichen soll bevorzugt werden (außer bei Schwarz mit Loh); das Fehlen dieser Abzeichen soll nicht bestraft werden. Weiße Flecken am Körper sind höchst unerwünscht.

Rassestandard des Shelties

Der Rassestandard fasst zusammen, wie die Vertreter einer bestimmten Hunderasse idealerweise beschaffen sein sollen - und wie nicht. Es wird also in allen Einzelheiten aufgeführt, wie ein Hund aussehen und welches Verhalten er zeigen soll.

Im Bereich der FCI ("Fédération Cynologique Internationale"), zu dem die deutschsprachigen Länder gehören, gilt der Rassestandard des Ursprungslandes. Für den Sheltie ist also der in Großbritannien veröffentlichte Standard maßgeblich. Seine Geltung wird von den nationalen Dachverbänden durchgesetzt, die Rasse- und Zuchtvereine folgen seinen Grundsätzen.

FCI-Standard Nr. 88 (30.05.1989):

 

 
Allgemeines Erscheinungsbild: Kleiner, langhaariger Arbeitshund von großer Schönheit, frei von Plumpheit und Grobheit. Umrisslinie symmetrisch, so dass kein Teil unproportioniert erscheint. Das üppige Haarkleid, die üppige Mähne und Halskrause und ein schön geformter Kopf mit einem lieblichen Ausdruck verbinden
sich zum idealen Erscheinungsbild.
Charakteristika: Wachsam, sanft, intelligent, kräftig und lebhaft.
Wesen: Liebevoll und verständig gegenüber seinem Herrn, reserviert gegenüber Fremden, niemals nervös.
Kopf und Schädel: Kopf edel, von oben oder von der Seite gesehen wie ein langer stumpfer Keil, der sich von den Ohren zur Nase hin verjüngt. Die Breite des Schädels steht im richtigen Verhältnis zur Länge von Schädel und Fang. Das Ganze muss in Anbetracht der Größe des Hundes bewertet werden. Schädel flach, mäßig breit zwischen den Ohren, ohne dass das Hinterhauptbein hervorragt. Wangen flach, glatt in den gut gerundeten Fang übergehend. Schädel und Fang gleich lang, Teilungspunkt ist der innere Augenwinkel. Oberlinie des Schädels verläuft parallel zur Oberlinie des Fangs, mit leichtem, aber deutlich erkennbarem Stop. Nase, Lefzen und Lidränder schwarz. Der charakteristische Ausdruck ergibt sich durch die vollkommene Harmonie in der Verbindung von Schädel und Vorgesicht, durch Form, Farbe und Plazierung der Augen und durch die richtig angesetzten und korrekt getragenen Ohren.
Fang/Gebiss: Kiefer ebenmäßig, glatt geschnitten, kräftig, mit gut entwickeltem Unterkiefer. Lippen fest geschlossen. Zähne gesund mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen. Ein vollständiger Satz von 42 richtig plazierten Zähnen ist höchst wünschenswert.
Augen: Mittelgroß, schräg eingesetzt, mandelförmig. Dunkelbraun, außer bei den merlefarbenen Hunden, wo ein oder beide Augen blau oder blau gesprenkelt sein dürfen.
Ohren: Klein und am Ansatz mäßig breit, auf dem Schädel ziemlich eng zusammenstehend. Im Ruhezustand werden sie zurückgelegt getragen; im aufmerksamen Zustand werden sie nach vorn gebracht und halbaufrecht, mit nach vorn kippenden Spitzen getragen.
Hals: Muskulös, gut gebogen, von ausreichender Länge, um eine stolze Kopfhaltung zu ermöglichen.
Vorhand: Schultern sehr gut zurückliegend. Am Widerrist nur durch die Wirbel getrennt, liegen die Schulterblätter dann schräg nach außen, um der gewünschten Wölbung der Rippen Platz zu bieten. Schultergelenke gut gewinkelt. Oberarm und Schulterblatt ungefähr gleich lang. Abstand vom Boden zu den Ellenbogen gleich dem Abstand von Ellenbogen zu Widerrist. Vorderläufe von vorn gesehen gerade, muskulös und ebenmäßig geformt, mit kräftigen Knochen. Vordermittelfuß kräftig und geschmeidig.
Körper: Geringfügig länger vom Schultergelenk zu den Sitzbeinhöckern als die Widerristhöhe. Brust tief, bis zu den Ellenbogen herabreichend. Rippen gut gewölbt, in der unteren Hälfte schmal zusammenlaufend, um den Vorderläufen und den Schultern eine freie Bewegung zu ermöglichen. Rücken gerade, mit einer anmutigen Rundung über der Lendenpartie, Kruppe allmählich nach hinten abfallend.
Hinterhand: Schenkel breit und muskulös, Schenkelknochen im rechten Winkel im Becken eingesetzt. Kniegelenk mit deutlicher Winkelung, Sprunggelenke gut geformt und gewinkelt, tiefstehend, mit kräftigen Knochen. Hintermittelfuß von hinten gesehen gerade.
Pfoten: Oval, mit gut gepolsterten Sohlen, Zehen gewölbt und geschlossen.
Rute: Tief angesetzt. Die zur Spitze hin dünner werdenden Wirbelknochen reichen bis zu den Sprunggelenken, reichlich mit Haar bedeckt und mit einem leichten Aufwärtsschwung. Sie darf in der Bewegung leicht erhoben werden, aber niemals über die Rückenlinie hinaus. Auf keinen Fall geknickt.
Gangart/Bewegung: Geschmeidig, fließend und anmutig, mit Schub aus der Hinterhand, dabei größtmögliche Distanz bei geringster Anstrengung zurücklegend. Passgang, kreuzende oder wiegende Gangart und steife, stelzende Auf- und Abwärtsbewegung sind höchst unerwünscht.
Haarkleid: Doppelt, das äußere Deckhaar besteht aus langem, hartem und geradem Haar. Unterwolle weich, kurz und dicht. Mähne und Halskrause sehr üppig. Vorderläufe gut befedert. Hinterläufe oberhalb der Sprunggelenke stark, unterhalb ziemlich kurz/glatt behaart. Das Gesicht kurz/glatthaarig. Kurzhaarige Exemplare sind höchst unerwünscht.
Farbe: siehe: s. Farbschläge
Größe: Ideale Widerristhöhe: bei Rüden 37 cm, bei Hündinnen 35,5 cm. Eine Abweichung um mehr als 2,5 cm über oder unter diese Maße ist höchst unerwünscht.
Fehler: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.